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Die soziale Lerntheorie von Bandura
Literatur:
Theorien der Sozialpsychologie Bd. II (Frey/Irle Hrsg) Kognitive Theorien Verlag Hans Huber 2.Aufl.1993 Sozialpsychologie (Frey/Greif) Ein Handbuch in Schlüsselbegriffen 4.Aufl.1997 Beltz Verlag Psychologie Verlags Union



- auch: Theorie des instrumentellen Verhaltens
- interessiert sich eher für Makrobedingungen des Lernens
    - wie lernen Personen?
    - weshalb verhalten sich P. in bestimmter Weise?

- Der Mensch speichert Verhaltensweisen im Gedächtnis als Abbild der Realität
- abgebildetes Verhalten kann  beschreiben, jedoch nicht ohne Weiteres auch ausgeführt werden
  - dazu bedarf es der (motorischen) Fertigkeiten

Kompetenzerwartung:
Verhaltensweisen, die nicht kompetent ausgeführt werden können, werden vermieden,
es werden nur diejenigen ausgeführt, die man kompetent ausführen kann
verhältnismäßig stabil und situationsunabhängig

Erfolgserwartung
Einsatz und Ausdauer steigen mit dem erwarteten Erfolg
werden ständig überprüft und evtl. revidiert, daher relativ veränderlich

Antizipierte Selbstbekräftigung
wird ein selbstgewählter Leistungsstandard erreicht, bewertet man sich positiv
wird ein selbstgewählter >Leistungsstandard NICHT erreicht, erfolgt Abwertung oder Selbstbestrafung
- Eine Verhaltensweise, deren Leistungsstandard erreicht werden kann, wird gewählt und die Aussicht, sie zu erreichen und sich dann selbst bekräftigen zu können, spornt zu besonderem Engagement an

Im Unterschied zu einem behavioristischen Ansatz wird in diesem Modell das Verhalten durch einen internen Mechanismus gesteuert.

Bei vorhandenem erlernten Verhalten muß das notwendige (neue)Verhalten nur noch aus dem Gedächtnis abgerufen werden

Der Mensch ist also nicht (nur)  "umweltgesteuert", sondern hat (zumindest teilweise) Kontrolle über sein Verhalten.

Lernwege

direkte Erfahrung                ( im Behaviorismus besonders stark gewichtet,
                                                 z.B. Piaget: in 1.Lebensdekade treibende Kraft für Lernen)
stellvertretende Erfahrung   (Beobachtung eines Dritten)
                                                bei Bandura besonders hoher Stellenwert
                                                  - Lernen durch Beobachtung ist effizienter, als Eigenerfahrung
Instruktion: Lernen aus verbalen und bildlichen Beschreibungen oder durch Überredung

Bandura: Beobachtungslernen von Modellen
- Informationsaufnahme:freundliche Modelle werden häufiger beachtet, als abweisende
                                           erfolgreiche mehr als erfolglose

Aufmerksamkeit hängt von den kognitiven Fähigkeiten, seinem Wahrnehmungsset und seinem Erregungszustand ab

Informationsspeicherung:
    - Vpn, die Modellverhalten (verbal) beschreiben, lernen mehr, als reine Beobachter und diese wiederum mehr, als
       abgelenkte (Zählen während Beobachtung)

bei Kindern erfolgreiches Lernen durch Reproduktion des beobachteten Verhaltens
bei Erwachsenen Lernen von Verhaltensabbildern, ohne diese selbst zeigen zu müssen

Beobachter lernen auch dann, wenn keine Belohnung/Bestrafung (Bekräftigung ) erfolgt
Kindergartenkinder zeigten bei Belohn/Bestraf/keine Reaktion gleichen Lernerfolg hinsichtlich aggressiver Modellhandlungen

Bekräftigung kann aber Lernen beschleunigen: belohnte Modelle werden aufmerksamer beobachtet, als unbelohnte
Belohntes Verhalten wird genauer und sorgfältiger codiert

- Modelle beeinflussen normatives Denken

Beobachtungslernen manchmal effizienter, als Bekräftigung (riskantes und komplexes Verhalten)

- gespeichertes Abbild dient als Leitbild bei der Handlungsausführung
- Person muß also die einzelnen Komponenten gut kennen und in der richtigen Reihenfolge ausführen
- zusätzlich zum Abbild müssen motorische Fähigkeiten gelernt werden- das "Wie" bleibt jedoch bei Bandura offen

- Verhaltensauswahl ist motivational bedingt
- Verhalten wird umso eher ausgeführt, wie
    - die subjektive Chance einer Belohnung am größten ist
    - bis solch eine Chance nicht mehr besteht
    - wenn in der Vergangenheit dieses Verhalten erfolgreich war
       >>> Motivation müßte also höher sein, dieses Verhalten auszuführen

Atributionstheoretische Interpretation lt.Bandura widerlegbar, da
    - der Handelnde möglicherweise eine äußere Belohnung erwartet
    - mangelhafte Versuchspläne (mangelhafte Attributionsverlagerungsmessung, nicht kontingente Belohnungsgabe)
    - Veränderung der Motivationslage (Sättigung/Langeweils)

Typologie der Bekräftigungen

- Selbstbekräftigung (Selbstbelohnung, Selbstlob, Selbstaufwertung)
- externe Bekräftigung

                                                                     Kontrolle über Bekräftigung durch
Empfänger der Bekräftigung Empfänger andere
Lernende direkte Selbstbekräftigung direkte, externe Bekräftigung
Modell stellvertretende Selbstbekräftigung stellvertretende externe Bekräftigung
Nach Bandura ist die Verhaltensmotivation umso größer, je größer oder wahrscheinlicher die
direkten Bekräftigungen sein werden.

Erfolgserwartungen: externe Konsequenzen eines Verhaltens
positive E: steigern die Bereitschaft, ein Verhalten auszuführen sowie die Ausdauer dabei
negative E: Motivationssenkung und Konsequenzenabwehr (durch entsprechendes Verhaltensaänderung)

Selbstbekräftigung ist ein mehrphasiger Prozeß

Gütekriterium ------>>> Standard>>>
Persönliche Bedeutung >>>>>>>>>>>Selbstbewertung >>>>> Selbstbekräftigung
Interne Kausalattribuierung>>>>>>>>

Bandura:
Ohne Standards und evaluatives Interesse an bestimmten Tätigkeiten wären Menschen unmotiviert, gelangweilt und für ihre Befriedigung von momentaner externer Stimulation abhängig.
Personen setzen sich Standards, die nicht ohne Weiteres erreichbar sind, und es ist ihnen wichtig, sie zu erreichen oder zu übertreffen. Scheinbar frei gewählte Standards werden zur persönlichen Verpflichtung.
Personen, die sich kein explizites Leistungsziel setzen, leisten weniger, als diejenigen, die  nur das gegenwärtige Leistungsniveau aufrechterhalten wollen, und diese wiederum leisten weniger als als jene, die mehr als bisher zu leisten sich vornehmen.
(Bandura & Cervone, 1982)

Zu hohe Standards, die eine Person nicht zu erreichen vermag, führen langfristig zur Selbstabwertung, depressiven Reaktionen und Apathie.
Die direkte Selbstbekräftigung motiviert also nur dann, wenn man sie von einem realistischen Leistungstandard abhängig macht.

- Leistungsstandard muß präzis definiert sein
- allgemeine Absichtserklärungen sind wesentlich weniger wirksam
- zeitliche Nähe motiviert mehr, als weit in der Zukunft liegende Bekräftigung
    - man sollte daher in Unterziele unterteilen

- Bandura hat keine Forschungen zu  divergierenden Bekräftigungen vorgelegt: was geschieht bei interner Belohnung und externer Bestrafung? Nach Bandura liegt dies an der relativen Stärke der jeweiligen Bekräftigung - wenn die externe Strafe geringer ist, als die interne Selbstbelohnung, wird das Verhalten gezeigt.

Kompetenzerwartung
- selbstzugeschriebene Kompetenz hinsichtlich eines Verhaltens
- Kompetenzerwartung hängt häufig mit Erfolgserwartung eng zusammen, ist aber zu unterscheiden
- Erfolg wird umso mehr antizipiert, je höher die Kompetenzerwartung ist
- bei geringer Kompetenzerwartung wird Mißerfolg erwartet
- bei weniger Kontrolle über das Erfolgserlebnis reduziert sich der Zusammenhang Kompetenzerwartung/Erfolgserwartung
    - z.B. bei Willkür oder externer Erfolgsbeeinflussung
- Personen meiden Situationen mit zu hohenAnforderungen, wenn sie sich darin als inkompetent einstufen
- je mehr Kompetenzannahme, umso besseres Fertigwerden mit schwierigen und angsterregenden Situationen
- Angenommene Inkompetenz führt zu Introspektion und Überschätzung der Schwierigkeit der Situation
    - reduzierte Leistung bei erhöhtem Erregungsniveau
- (Annahme von ) Kompetenz führt zu Einsatz für eine Aufgabe
- Je höher die Kompetenzeinschätzung, umso mehr Anstrengungen, eine Aufgabe besser zu lösen (auch, wenn diese in der
   Vergangenheit nicht zufriedenstellend gelöst werden konnte)
- schnelleres Aufgeben einer Aufgabenbearbeitung, wenn Kompetenzeinschätzung gering
- hohe Selbstsicherheit bei hoher Kompetenzannahme
- wenn bei hoher Kompetenzerwartung geringe Erfolgsaussichten, Versuch, die Spielregeln zu ändern (sozialer Aktivismus, Protest).
- bei Mißerfolg oder wenn sich die Spielregeln nicht ändern lassen, verlassen der Situation
- Selbstabwertung, wenn Selbstzuschreibung geringer Fähigkeiten  >>>Depression
- bei geringer Kompetenzeinschätzung und keiner Erfolgschance für sich oder andere, kommt es zu Resignation und Apathie
- Kompetenzerwartung kann gelernt werden (Phobientherapie)

- Erfolgserwartungen sind ebenfalls gelernt und abrufbar
    - direkte, externe Bekräftigung:
        erfolgreiche Verhaltensweise in der Vergangenheit>>>Erwartung, daß dies auch zukünftig so sein wird
        Erfolgserwartung wird mit abnehmender Erfolgswiederholung schwächer (Inhibition)
    - stellvertretende, externe Bekräftigung
        Beobachtungslernen hinsichtlich Belohnung und Bestrafung
        Unsicherheit, ob alle beim Modell notwendigen Voraussetzungen auch für sich selbst zutreffen
        - Lernerfolg steigt mit der Ähnlichkeit zwischen Beobachter und Modell
    - Instruktion
        Erfolgsannahme aus abstrakten Informationen

- es werden durch diese 3 Lernvorgänge keine neuen Verhaltensweisen erworben, sondern welchen Erfolg man mit bereits gelernten Verhaltensweisen wird erzielen können, und wann man sie zeigen soll

Bekräftigungskontingenz: Wissen, wofür man belohnt und bestraft wird (=kognitive Komponente)

Erwerb von Standards
- Beobachter übernimmt den Standard eines beobachteten Modells (welches belohnt oder bestraft)
- Übernahme von Standards umso eher, je ähnlicher die Fähigkeiten sind.
- Bekräftigung von Standards:
- bei Belohnung für hohe Standards und Bestrafung für niedrige
    - es wird das selbst gelernte oder beobachtete Leistungsniveau als Standard gewählt
- Bekräftigung von Verhalten
    - Standards werden nach Erfolg erhöht und nach Mißerfolg reduziert
- bei gleichem Standard für verschiedene Verhaltensweisen wird dieser generalisiert

Festhalten an Standards
- negative Konsequenzen:
  Selbstbelohnung für Verhalten unter dem Standard führt häufig zu Kritik und negativen Sanktionen der Umwelt
  - dies führt zu einem Festhalten an diesen Standards
- positive Konsequenzen:
  bei direkter oder stellvertretender Belohnung
- Modelle
   bei konsistenter Selbstbelohnung der Modelle

Bestrafung bei Nichterreichen der Standards:
- Reduktion emotionaler Spannung
    - Strafe/ Selbst-Strafe
- Vermeidung externer Strafen
    - Selbstbestrafung, wenn dadurch externe Bestrafung reduziert werden kann
- externe Bekräftigung
    - auf Selbstkritik reagieren Zuhörer durch Komplimente>>>Bekräftigung der Selbstkritik

Nach Bandura ist der Mensch also ein leistungsbessenes Wesen
- äußerer Erfolg
- Aneignung persönlicher Leistungsstandards
- Leistungszwang
- man lernt Leistungsstandards, weil andere diese bereits gelernt haben

Erwerb von Kompetenzerwartungen
- subjektiv eingeschätzte Chance, das Ziel durch eigenes Handeln zu erreichen
- direkte Erfahrungen
- erfolgreiches Verhalten erhöht die folgende Kompetenzerwartung
- Mißerfolge reduzieren die Kompetenzerwartung
    - jedoch nur, nicht nach einer langen Reihen von Erfolgen oder wenn sofortiger Erfolg

stellvertretende Erfahrung
- Kompetenzerwartungssteigerung, wenn Beobachtung, daß ein Modell eine Aufgabe mit Erfolg löst

Teilnehmendes Modell
- Phobientherapie
- Patient reproduziert sukzessive gesteigertes, angstfreies Verhalten

Überredung
- man kann sich selbst einreden oder von anderen überzeugt werden, zu einem Verhalten fähig zu sein

Selbstkompetenzeinschätzung in Erregung geringer, als in neutralem Zustand

Kontrolle autonomer Reaktionen durch neue Stimuli
neutraler + unbedingter Reiz >>>> bedingte Reaktion (Pavlovscher Hund)
>>>führt zu Reaktion auch dann, wenn nur neutraler Reiz (z.B. Licht + angstauslösender Reiz)
                >>> Angst auch, wenn nur Licht (neutraler Reiz)
- Bandura postuliert kognitive Prozesse: neutraler Reiz sagt die folgende Schmerz- oder Angstreizsituation voraus
    - kann Vpn davon überzeugt werden, daß der neutrale Reiz keine Gefahr darstellt oder signalisiert, oder wenn eine
      durch den neutralen Reiz angekündigte Gefahr noch beseitigt werden kann, tritt keine Angst auf.

- Stimuli können auch durch stellvertretende Erfahrung zu Auslösern von autonomen Reaktionen werden

Erwerb von Wissen
- Konformität: steht keine Eigenerfahrung zur Verfügung, wird das Wissen der Bezugsgruppe übernommen
- Logisches Inferieren: aus vorhandenem Wissen wird nach Logikregeln neues Wissen abgeleitet

Offene Fragestellungen
- Relation des Lernens von Erfolgserwartungen und Beobachtungslernen
- Angstphänomene und Kompetenzerwartung
- Bezug zwischen Verhaltensabbild, Kompetenzerwartung, Erfolgserwartung, Standards und motorischen Fertigkeiten
- Wie erfolgt die Speicherung gelernter Verhaltensabbilder
- Zweierbeziehungen werden beobachtet- was ist bei größeren Beziehungsgeflechten?
- zeitlicher Ablauf der interindividuellen Beziehungen



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