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Die
kognitiv-physiologische Theorie der Emotion von Schachter
aus Theorien der Sozialpsychologie Bd. I (Frey/Irle Hrsg) Kognitive
Theorien Verlag Hans Huber 2.Aufl.1993
Dieses Exzerpt ist relativ ausführlich,
weil die beschriebenen Experimente, Kritiken, Anwendungsbereiche und Diskussionen
in diversen anderen Bereichen wiederholt auftauchen (Biopsychologie, Allgemeine
Psychologie etc)
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1.Ältere Emotions-Theorien
1.1.James-Lange-Theorie
- James(1884)/ Lange (1885)
- Perzeption löste Veränderungen der Viszera und der Skelettmuskulatur
aus.
- der Verlauf der Veränderungen wird sensorisch an die Hirnrinde
(direkt) rückgemeldet
- die damit gegebene bewußte Wahrnehmung der organischen Veränderung
ist die Emotion
1.1.1.Kritik
- geläufige Meinung war damals, daß nach der Perzeption
erregender Ereignisse die Emotion ausgelöst wird, und erst danach
organische Veränderungen bewirkt werden
- gegen die Theorie von James und Lange wurde - insbesondere von Cannon
(1927/1929) eingewandt:
1. Die künstliche Erzeugung viszeraler
Veränderungen, wie diese normalerweise bei heftigen Emotionen
beobachtbar sind, ruft
die Emotion nicht hervor.
2. Bei unterschiedlichen emotionalen Zuständen
liegen dieselben viszeralen Veränderungen vor
3. Da Viszera wenig sensitiv, werden Veränderungen
nur sehr ungenau wahrgenommen
4. Viszerale Veränderungen sind zu langsam,
um als Ursache des meist unmittelbaren emotionalen Erlebens in
Frage zu kommen
5. Eine vollständige Trennung der Viszera
vom ZNS verändert das emotionale Verhalten nicht
(Querschnittslähmung)
1.2. Die Cannon-Bard-Theorie
- Cannon postulierte eine alternative Theorie
- demnach ist im Gegensatz zu den peripheren Prozessen der James-Lange-Theorie
eher eine Aktivierung bestimmter Strukturen des ZNS Ursache der emotionalen
Zustände (Thalamus)
- daher auch "Thalamische Theorie der Emotionen"
- die im Thalamus gespeicherten neuronalen Muster werden normalerweise
gehemmt
- Treffen im Kortex emotionsauslösende Impulse ein, wird die Hemmung
aufgehoben, und der Thalamus leitet vorprogrammierte Reizmuster zum
Kortex.
- dadurch wird das emotionale Erlebnis hervorgerufen, während
gleichzeitig Körperorgane angeregt werden, bestimmte Symptome zu zeigen
(Schwitzen/Zittern)
- direkte Überwindung des Thalamus ist durch sehr intensive Reizimpulse
möglich
1.3. Die Aktivierungs-Theorie
- Lindsley (1950/51)
- Indikatoren unterschiedlicher Erregung sind physiologische Veränderungen
- Emotionen werden ausgedrückt
- kortikal (in Form von Angst)
- viszeral (Schwitzen)
- somato-motorisch (Muskelanspannung)
Dies ist durch elektrische Stimulation der Formatio Reticiularis im
Hirnstamm simulierbar und somit rein physiologisch determiniert
2. Die Emotions-Theorie von Schachter
- Emotionen sind eine Funktion sowohl kognitiver oder situativer Faktoren
und physiologischer Erregung
- Schachter bezieht sich darauf auch auf die Theorie
sozialer Vergleichsprozesse Festingers, daß
Personen ein Bedürfnis nach Bewertung haben
Daraus werden folgende Annahmen hergeleitet:
1. Im Zustand unerklärter physiologischer
Erklärung wird in Individuum diesen Zustand entsprechend der ihm zur
Verfügung stehenden
Kognitionen etikettieren (bewerten). Somit kann derselbe Erregungszustand
- je nach den
kognitiven Aspekten der
Situation - ganz unterschiedlich gekennzeichnet sein
2. Im Zustand physiologischer Erregung MIT
plausibler Erklärung, entsteht kein Bewertungsbedürfnis.
Es muß also nicht
mittels anderer Kognitionen erklärt werden.
3. Im Falle des Vorhandenseins emotionsträchtiger
Emotionen wird nur in dem Maße emotionale Reaktion
auftreten, in dem gleichzeitig
ein Zustand physiologischer Erregung vorhanden ist.
2.1. Schachter & Singer´s Untersuchungen
- klassisches Experiment 1962
- Variation von
- Ausmaß physiologischer
Erregung
- Umfang der angemessenene
Erklärung
- situativen Faktoren
2.1.1. Beschreibung des Designs:
- Vpn erhielten Information über Test von SUPROXIN, angebliches
Vitaminpräparat und dessen Wirkung auf das
Sehvermögen
- tatsächlich wurde EPINEPHRIN (Adrenalin) injiziert, bzw.
ein Placebo-Präparat.
. dies führte zu einer für die Vpn nicht erklärbaren
Aktivierung des symphatischen Nervensystemes mit Herzklopfen, Zittern,
zeitweiliges Erröten, beschleunigter Atem.
- es erfolgte eine Variation der Angemessenheit der Erklärun für
die körperliche Erregung in drei Stufen:
1.Gruppe: wurde über
tatsächliche Nebenwirkungen informiert (Epi-Inf)
2.Gruppe: Mittelung,
das Präparat sei harmlos ohne Nebeneffekte (Epi-Ign)
3.Gruppe: Beschreibung
falscher Effekte wie taube Füße, Jucken, Kopfschmerz (Epi-Mis)
Die Vpn der Placebo-Injektionen erhielten die gleichen Informationen
wie beschrieben.
- Schachter ging davon aus, daß P. ihre Gefühle durch Vergleich mit anderen Personen bewerten
Daraufhin wurden die Vpn unter dem Vorwand, die Wirkung des Präparates
abwarten zu müssen, mit anderen angeblichen Vpn zusammengebracht (tatsächlich
waren diese Strohleute).
Diese verhielten sich einmal euphorisch, andere wieder zunehmend verärgert
Die Epi-Mis-Vpn wurden nur in der euphorischen Situation getestet,
was insgesamt sieben unterschiedliche Bedingungen ergab.
Ergebnis:
sowohl unter der Euphorie-, als auch unter der Ärger-Bedingung
zeigten die Epi-Ign und die Epi-Mis-Vpn stärkere Emotionen, als die
Epi-Inf-Gruppe.
Irritierend (und demnach nicht hypothesenkonform) waren die Ergebnisse
der Placebo-Bedingung, da sich deren Meßergebnisse nicht signfikant
von den Vergleichsbedingungen unterschieden.
Schachter und Singer erklärten dies damit, daß die autonom
erregten, aber uninformiert gelassenen Personen ihre Erregung auf die Injektion
selbst zurückgeführt hatten, sich selbst informiert hatten, und
deswegen weniger Erregung zeigten (dies bestätigte sich in Nachbefragungen)
Weiterhin zeigt sich, daß bei Heranziehung der Pulsfrequenz als
Indikator für die Erregung diejenigen Personen mit höherem Puls
(=höherer Erregung) mehr Emotionen berichteten.(demzufolge offensichtlich
aus Eigenerregung heraus sich dem physiologischen Erregungszustand der
Injektions-Vpn näherten - Anmerkung des Verf.)
Weitere Experimente:
Die Möglichkeit , physiologische Erregung auf eine Injektion zurückzuführen,
schloß Singer aus, indem er Ratten Epinephrin injizierte, und
dann feststellte, daß unter furchterzeugenden Bedingungen stärkere
Anzeichen von Furcht gezeigt wurden.
Unter nicht furchterzeugenden Bedingungen unterschieden sich die Gruppen
nicht
Ratten, denen Epinephrin injiziert wurde, lernten Vermeidungsreaktionen
besser (Latane & Schachter 1962)
2.2. Kritik
- methodisch (Plutchik & Ax 1967):
unterschiedliches Erregungsniveau
Selbstbeurteilung nicht eindeutig interpretierbar
Ergebnisse übergeneralisiert
- inhaltlich: Irle (1975): nicht alle Variationsmöglichkeiten wurden
durchexperimentiert
von 12 möglichen Versuchsbedingungen wurden nur 7 realisiert
- Strickler (1967) meint, daß physiologisch erregte Personen
dazu neigen, das Verhalten anderer Personen zu imitieren.
Verhaltensänderungen der Vpn in Richtung auf das Verhalten der
Mitwisser müssen daher nicht unbedingt Veränderungen im emotionalen
Erleben anzeigen
- fehlgeschlagene Replikationsversuche
- Einstellungsänderung von Rauchern
nach Epinephrin-Injektion wurde abschreckender
Raucherfolgenfilm gezeigt
nach Schachter müssten Epi+Film-Vpn
am ehesten gewillt sein, mit dem Rauchen aufzuhören
Tatsächlich zeigte sich aber kein
Einfluß physiologischer Erregung, sondern nur ein Haupteffekt des
Films...
(es muß gefragt werden, ob eine langzeitlich angelegte Verhaltensdisposition
wie (süchtiges) Rauchen alleine durch kurzzeitige Emotionsaktivierung
tatsächlich und nachhaltig geändert werden kann - der Verf.)
- weitere Experimente brachten unterschiedliche Ergebnisse und nur eine geringe empirische Evidenz für die Thesen Schachters
2.3. Schachters Theorie im Lichte der Kritikpunkte Cannons
- Anwendung der Kritik Cannons an James-Lange auf die Theorie
Schachters
- Cannons Einwand, künstliche Erzeugung viszeraler Veränderungen
ziehe keine Emotion nach sich, ist auf Schachters Theorie niht anwendbar,
da hier die kognitiv-physiologische Formulierung ja gerade viszerale Erregung
als Komponente emotionaler Erregung beinhaltet.
- Unterschiedliches emotionales Erleben wird hinfällig, da in
Schachters These kognitive Interpretation angenommen wird
- in neueren Untersuchungen konnten differenziert viszerale Reaktionen
(Magenaktivität) festgestellt werden, je nachdem, ob der Patient zornig
oder ängstlich war.
- Ax (1953) und Schachter (1957) stellten fest, daß Ärger
mit einem Anstieg des disatolischen Blutdrucks korreliert, während
die Herzrate und der systolische Blutdruck bei Ärger und Furcht gleichermaßen
ansteigen.
Auch kardiovaskuläre Maße konnten auf die Unterscheidung von Ärger, Furcht, Trauer und Glücksgefühl angewendet werden
Während Cannon für die Viszera wenig sensitive Strukturen feststellt, sieht Schachter den Zusammenhang von viszeraler und kardiovaskulärer Erregung als relevant an.
- emotionale Erregung ohne physiologische Erregung tritt lt. Cannon
auf.
Nach Schachter kann aber nicht ausgeschlossen werden, daß emotionales
Verhalten VOR dem Funktionsausfall gelernt wird, und deshalb auch später
ohne Wahrnehmung viszeraler Veränderungen gezeigt wird.
Dies wird gestützt durch Experimente mit Hunden, die bei operativ
erzeugter Funktionsunfähigket verlangsamt lernten.
Wird die Operation (Sympathektomie) nach Erlernen der Vermeidungsreaktion
ausgeführt, unterscheidet sich das Verhalten nicht von dem Verhalten
sonstiger Tiere.
Angenommen wird auch, daß nach eine Sympathektomie zwar Emotion gezeigt, aber nicht vorhanden ist, wofür Hohmann (1966) bei Quadriplegikeren (Lähmung aller vier Extremitäten) Hinweise fand: je geringer die verbliebenen viszeralen Empfindungen, umso größer der nach der Verletzung eingetretene Abfall im emotionalen Erleben.
2.4. Kognitiv-physiologischer Ansatz vs. Identitäts-Annahme
- Schachters Konzeption von gemeinsamer Funktion kognitiver mit physiologischen
Faktoren
- Schachter nimmt keine direkte Beziehung zwischen Mustern physiologischer
Prozesse oder biologischer Vorgänge und psychischen Zuständen.("Identität"
)
- keine rein periphere oder rein zentralistische Sichtweise
2.5. Der Valins-Effekt
- für Valins (1966) sind Kognitionen für das Entstehen von
Emotionen völlig ausreichend (für mich auch - d.Verf)
- autonome Erregung ist lediglich durch Ihre Funktion als Stimulus
für kognitive Information an der Emotion beteiligt
- nicht-veridikale (nur aufgrund von Kognitionen hervorgerufene)
Zustände haben denselben Effekt wie die Registrierung einer tatsächlichen
Erregung
Experiment:
- (männlichen) Vpn wurden Dias von attraktiven halbnackten Frauen
gezeigt
- gleichzeitig hörten sie über Kopfhörer ihren eigenen
Herzschlag
- Kontrolgruppe hatte keine Zuschreibung der Geräusche (bedeutungslos
definiert)
- in Wirklichkeit waren die Herztöne mit den Bildern abgestimmt
- bei der Hälfte der Dias wurde eine Veränderung der Herzfrequenz
(+/-) vorgegeben, d.h. der Zustand physiologischer Erregung vorgetäuscht
eine Beurteilung der Attraktivität der abgebildeten Frauen
ergab, daß Bilder, die mit einer Veränderung der Herzfrequenz
gekoppelt waren, von den Vpn attraktiver eingestuft wurden und häufiger
als Geschenk ausgewählt wurden, als von den Vpn in der Kontrollbedingung!
Valins behauptet nun, da dieselben Ergebnisse erwartet werden könne,
wenn man die Herzfrequenzänderung pharmakologisch induziert.Er
bestreitet also die Notwendigkeit peripherer Prozesse für das Zustandekommen
von Emotionen
(--> ein solches Experiment wird allerdings nicht beschrieben / d.Verf.)
Die Kritik, daß eine Reihe der Vpn sich bei Veränderung der Herzfrequenz eingehender der Betrachtung des Bildes widmete,offensichtlich um sich zu überzeugen, daß die Darstellung besonders attraktiv war, bezeichnet Valins als Prozess der "Selbst-Überredung" (self persuasion), und beruft sich dabei auf das durch Schachter postulierte Bedürfnis nach Bewertung eines physiologischen Erregungszustandes.
Weitere Kritik: die Ergebnisse sind möglicherweise nicht auf einem emotionalen Prozess basierend, sondern es handelt sich um Attitüdenänderungen bezgl. der Bilder als Folge von Inkonsistenzreduktionen (bei zwei nicht passenden Kognitionen)
Zwar ist der Valins-Effekt ein robustes Phänomen, das allerdings auch unter anderen Bedingungen auftrtt, als den von Valins vorausgesetzten.
2.6. Fehl-Attributionen
- ein Individuum im unklaren Zustand physiologischer Erklärung
wird diesen Zustand entsprechend der ihm zur Verfügung stehenden
Kognitionen etikettieren.
- damit ist eine Ursachenzuschreibung verbunden
- wird ein Teil der in einem Experiment verabreichten Erregung durch
Elektroschocks den Nebenwirkungen einer vorher verabreichten Droge zugeschrieben,
empfinden Vpn die E-Schocks als weniger schmerzhaft und sind bereit, mehr
davon zu erdulden.
- in einem anderen Experiment wurden Vpn dazu gebracht, die mit der
Furcht vor einem Elektroschock verbundene Erregung einem lauten Gespräch
zuzuschreiben. Dann sollten die Vpn 2 (unlösbare) Denkaufgaben bearbeiten,
wobei bei Lösung der einen Aufgabe dieVermeidung des Schocks, beim
Lösen der anderen Aufgabe Belohnung durch Geld angeboten wurde.
- Vpn, die die Erregung dem Gespräch zugeschrieben hatten, arbeiteten
weniger lange an der Aufgabe, mit deren Lösung sich der Schock vermeiden
ließe, als Vpn, die ihre Erregung alleine dem E-Schock zuschrieben.
- Dienstbier & Munter (1971) fanden, daß Vpn, die ihre beim
Mogeln entstandene Erregung als Nebenwirkung eines Präparats interpretieren
konnten, in größerem Umfang mogelten.
- Frey & Frey (1980) fanden bei Vpn, die eine negative Leistungsrückmeldung
erhielten, Herunterspielen des Testes und eine Attribution der schlechten
Leistungen auf einen Mangel an Anstrengung.
Bezogen die Vpn die Erregung auf Tabletten, reduzierte sich dieses
Verhalten.
2.7. Weitere Arbeiten in Zusammenhang mit Schachters Theorie
O´Neal (1971): Entscheidungsunsicherheit ist mit Erregung
verbunden. Angenommen wird, daß die bei einer Entscheidung verspürte
Erregung als Unsicherheit über die Entscheidung attribuiert wird.
Als Folge davon wird man sich um größere Sicherheit bemühen.
Durch Koffein erregte Personen zeigten eine größere Tendenz,
ihre Sicherheit zu erhöhen.
Zillmann (1971/78/83) gibt zu bedenken, daß eine Erregung
nicht plötzlich aufhört, sondern langsam abklingt.
Daher kann es zu einer neuen Erregung kommen, bevor die alte E. abgeklungen
ist - diese übertragene Erregung kann zu emotionalem Erleben führen,
was ohne Resterregung nicht der Fall geween wäre.
Durch körperliches Training erzeugte Erregung führt in einer
nachfolgenden Situation zu einer Intensivierung sexueller Empfindungen.
Neuere Untersuchungen belegen jedoch eher eine Qualitätsbeeinflussung
der neuen durch die Resterregung
Mandler (1975,84,90) meint, der Hauptmechanismus der Erregungsentstehung
ist die Diskrepanz zwischen der Erwartung und dem aktuellen Ereignis, dem
eine P. ausgesetzt ist.
Die Art der Diskrepanz (besser/schlechter als erwartet) entscheidet
über die Qualität der Emotion.
Laird (1967) brachte Vpn unter einem Vorwand dazu, zu lächeln
bzw. die Stirn zu runzeln. Lächelnde Personen berichteten eine frohere
Stimmung als Personen, die die Stirn runzelten.
Strack,Martin & Stepper (1988) erhielten ähnliche Ergebnisse
bei Vpn, die einen Stift mit den Zähnen halten (simuliert ein Lächeln)
oder mit den Lippen (simuliert Stirnrunzeln) mußten. Vpn, die ein
Lächeln simulierten, fanden Cartoons lustiger, während Vpn mit
Stirnrunzeln diese weniger lustig fanden. (facial feedback-Hypothese)
Die facial feedback Hypothese besagt, daß motorische und physiologische Prozese im Gesicht für das Emotionserleben relevant sind. Bestätigt durch phänomenologisch orientierte Studien basiert die subjektive Differenzierung verschiedener Emotionen (zumindest teilweise) auf entsprechenden Rückmeldungen aus der Gesichtsregion.(Lyman & Waters 1986)
2.8. Anwendungsbezogene Forschung
2.8.1. Fettleibigkeit
2.8.1.1. Externalitätshypothese
- übergewichtige Patienten wissen nicht, wann sie hungrig sind
- Messung von Magenkontraktion (v. Stunkard verwendete Methode) sehr
in der Kritik
- Schachter (1967/68) vermutet, daß das Eßverhalten external
gesteuert wird
- fettleibige Juden fasten am Jom Kippur-Tag eher,
als normalgewichtige
- übergewichtige Studenten sind intoleranter
gegen Mensa-Essen
- Untergewichtige sprechen eher auf interne Reize
(Nahrungsdeprivation = Hunger) an, während Übergewichtige auf
externe
Reize ansprechen (Geschmack) (Nisbett
1986)
- Fettleibige ließen sich vom Bearbeiten einer Aufgabe
durch interessantes, emotional getöntes Material (Radiobericht über
die verheerenden Folgen des Atombombenabwurfes über
Hiroshima) leichter ablenken, als Normalgewichtige
- bei manipulierten Zeitabständen (vorgestellte Uhren) aßen
Fettleibige mehr, wenn sie glaubten, daß der Essenszeitpunkt überschritten
ist, als wenn sie annahmen, daß sie vor der Zeit essen
- bei Zeitschätzung (langweiliges Tonband) wurde die Zeit mehr
überschätzt, und es wurde früher eine Pause zur Nahrungsaufnahme
eingelegt
- Normalgewichtige kaufen mehr ein, wenn sie hungrig sind, bei Übergewichtigen
ergab sich der umgekehrte Zusammenhang
- Übergewichtige wählen die schnellste und effektivste Methode
der Nahrungsaufnahme: Besteck statt Stäbchen im China-Restaurant
Die Externalitätsthese konmnt oft nicht repliziert werden, weshalb Rodin (1981) die simple Internal/External-Dichotomie aufgegeben sehen wollte
2.8.1.2. Set-Point -Theorie
Nisbett (1972)- Fettleibige befinden sich im Zustand permanenten Hungers,
weil sie ständig versuchen, ihr Gewicht unter einem Wert zu halten,
der (biologisch) festgelegt ist- der set-point
Das ständige Diäthalten führt zu einer chronischen Deprivation,
die die Reaktionsbereitschaft externen Nahrungsreizen gegenüber steigert.
- wurde Vpn gesagt, daß ein Getränk sehr kalorienreich war,
nahmen diese zweimal soviel Eiskrem zusätzlich zu sich, als Personen,
denen das Getränk als kalorienarm beschrieben worden war.
- es scheint eine "Alles-oder-Nichts"-Einstellung zu geben, nach welcher
ein durch das Experiment erzwungener Verstoß gegen die Diät
zu Kognitionen wie jetzt ist es auch egal" führt. Dadurch wird der
Fehltritt kompensiert.
Übergewicht entsteht durch Diät (Gilbert 1989).
2.8.2. Romantische Liebe
Berscheid & Walster (1974)
Personen erleben Liebe
- wenn sie in einem Zustand
physiologischer Erregung sind
- Reize wahrnehmen, die
zur Etikettierung als Liebe geeignet sind
Es müssen also - wie bei Schachter beschrieben - zwei Komponenten
zusammenkommen, wobei jede beliebige Erregung als Liebe wahrgenommen werden
kann, wenn die Hinweisreize stimmen.
Dutton & Aron (1974) induzierten bei männlichen Vpn Erregung
und ließen diese dann durch männl (=kein Hinweisreiz). oder
weibl. (=Hinweisreiz) interviewen
Ergebnis: beim Thematischen Apperzerptions Test (TAT) gaben Vpn, die
voneiner Frau interviewt wurden, häufiger sexuelle Bildinterpretationen
ab, als nicht erregte Vpn undsolche, dei von einem Mann interviewt worden
waren.
Darüberhinaus versuchten erstere Vpn häufiger, nach Abschluß
des Experimentes mit der Frau Kontakt aufzunehmen.
-- Kritik v. Kenrick & Cialdini (1977) : ist die Erregungssituation durch Angst induziert und die Vpn empfanden nicht Liebe, sondern Erleichterung über dei Beendigung der aversiven Situation?
White.Fishbein & Rutstein (1981) konnten nachweisen, daß auch
nicht angstbedingte Erregungsinduzierung zu einer höheren Attraktivitätsbewertung
führt:
Erregung wurde induziert durch
1. körperliche Übungen
2. Horror Videos vs- lustige
Filme
Unabhängig von der Qualität der Erregung war romatische Anziehung zu beobachten, wenn geeignete Hinweisreize vorhanden waren (attraktive vs. unattraktive Frau)
(Frau) Berscheid (1983) Störungs-Theorie der Liebe: Emotionen
werden dann empfunden, wenn eine Unterbrechung der gemeinschaftlichen (gewohnten,
d.Verf) Interaktion stattfindet. (Seitensprung)
Zu Beginn einer Beziehung ist die Unsicherheit und damit die Störungsmöglichkeiten
groß.
Im Verlauf der Beziehung läßt dies nach, wodurch das Erleben
von Emotionen reduziert wird
Emotionserleben ist eine wichtige Voraussetzung für das Liebesgefühl
Daher ist es nach Berscheid´s Meinung schwierig, eine romantische
Liebe über einen längeren Zeitraum aufrechtzuerhalten.
2.9. Fehl-Attribution als therapeutische Methode
- Storms & Nisbett (1970) wenden die Überkompensation bei
den Experimenten von Nisbett & Schachter (1966)
auf Patienten mit Einschlafstörungen an:
Patienten, denen ein Placebo gegeben wird, von dem sie glauben
1. daß es Erregung hervorruft, werden ihre natürliche Eregung
dem Präparat zuschreiben, deshalb weniger intensive Emotionen verspüren
und werden früher als gewöhnlich einschlafen.
2.daß es beruhigt, werden mehr als sonst ihre natürliche
Erregung internen emotional getönten Kognitionen zuschreiben, deshalb
intensivere Emotionen erleben und deshalb später als gewöhnlich
einschlafen. (negativer Placebo-Effekt)
- ähnlicher Einsatz bei der Raucherentwöhnung
--> allerdings ließen sich obige Anwendungen nicht replizieren
- Reduktion schüchternen Verhaltens
3. Diskussion
- Vorteil der Theorie: liefert für eine Vielzahl von Gefühlszuständen
Erklärungen
- hat aber hinsichtlich des Prozesses der ENTSTEHUNG von Emotionen
weniger Relevanz, als die James-Lange oder Cannon-Bard-Theorie
3.1.Entstehung physiologischer Erregung
Irle (1975): Wenn kognitive (perzeptive) externe oder interne Signale
(cues) auftreten, die zu einer spezifischen Emotion bisher in Beziehung
standen, so wird auf diese Kognitionen hin in dem Maße physiologischer
Erregungszustand entstehen, in dem diese Kognitionen als realitätsgebunden
erfahren werden.
- Die Verarbeitung bestimmter Reizgegebenheiten oder Signale verursacht physiologische Erregung
3.2. Stellenwert der Theorie Schachters
- viele vergebliche Replikationsversuche lassen an der Allgemeingültigkeit
von Schachters Theorie zweifeln
- die Theorie hat aber viele Experimente und Vorhersagen angeregt,
wodurch die Beschäftigung mit ihr und ihren experimentellen Ergebnissen
auch weiterhin lohnend erscheint