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Theorie sozialer Vergleichsprozesse
aus Theorien der Sozialpsychologie Bd. I (Frey/Irle Hrsg) Kognitive Theorien Verlag Hans Huber 2.Aufl.1993



- Festinger 1954
- Gruppenprozesse und Vorgänge im menschlichen Zusammenleben entspringen dem Bedürfnis, eigene Meinungen und Fähigkeiten zu bewerten. Dazu vergleicht sich das Individuum mit anderen Personen.
- 1das Anspruchsniveau ist ein persönlicher Standard zu Beurteilungen und Leistungen
- Bewertung und Höhe der Standards werden durch Vergleiche mit anderen Personen beeinflußt

1.Hypothesen:
1.1. Personen sind zufrieden, wenn ihre Leistung das eigene Anspruchsniveau erreicht oder übertrifft, und unzufrieden, wenn ihre Leistungen darunter liegen
1.2. Nach Erfolgserlebnissen steigt das Anspruchsniveau, nach Mißerfolg sinkt es
1.3. Wenn Personen im Vergleich mit einer für sie relevanten Gruppe überdurchschnittlich gut abschneiden, verringern sie ihr persönliches Leistungsniveau, liegt die Leistung innerhalb des Gruppendurchschnittes, erhöhen sie es.

2. Bezugspunkte zu anderen Theorien
- Konformitätsdruck in Gruppen
- Haben Mitglieder eine Gruppe eine andere Meinung, als die Mehrheit, stehen diese unter sozialem Druck, die Meinung der Mehrheit anzupassen, oder die Gruppe verlassen zu müssen

3. Bezugsgruppentheorie
- Bewertungs- und Selbsteinschätzungsprozesse unter Verwendung der Bezugsmaßstäbe anderer Personen und Gruppen
- Ziel ist Systematisierung der Determinanten und Konsequenzen
- Menschen erfahren etwas über sich selbst, indem sie sich  mit anderen vergleichen
- der Prozess der sozialen Bewertung auf Basis dieses Vegleiches
    - führt zu positiven, neutralen oder negativen Selbstbewertungen
    -diese sind relativ zu den Standards der Bezugspersonen
    -relevant ist nicht, wieviel man tatsächlich "besitzt", sondern wieviel man im Vergleich zur Bezugsgruppe "besitzt"
- dies ist die Ursache für Zufriedenheit oder Unzufriedenheit des Menschen

3.1. Kategorisierungsmerkmale
- Hyman (1942):              membership group  - diejenige, welcher eine Person angehört
                                          reference group - Gruppe, die als Maßstab für die Selbstbewertung dient
              - sind mg und rg unterschiedlich, kann dies zu latenter Unzufriedenheit führen, so daß sich die Person die Frage stellt,
                 ob sie die mg verlassen soll (oder kann? Anmerkung d.Verf.)
- Kelley (1952):     komparative Bezugsgruppen setzen Vergleichsmaßstäbe, ohne Übernahme des Werte- und
                             Normensystems
                             normative Bezugsgruppen setzen Einstellungs- und Verhaltensnormen
 weitere sind        : positive und negative Bezugsgruppen

Probleme entstehen, wenn die rg einen positiven normativen und komparativen Charakter besitzt, jedoch nicht mit der mg übereinstimmt: für Thailänder kann die Gruppe der "Weißen" eine positive, normative und komparative Bezugsgruppe sein, die niemals zur mg werden kann (Determinante ist die Hautfarbe)

3.2. Relative Deprivation
- Hohe Zufriedenheit von Militärpolizisten, die an einer Fördermaßnahme teilnahmen, weil insgesamt nur wenige Personen der rg an solchen Maßnahmen teilnehmen konnte. Es kam nicht zu Unzufriedenheit, wenn keine Teilnahme an der Fördermaßnahme zustandekam.
- Geringe Zufriedenheit bzw. Unzufriedenheit und Enttäuschung, wenn keine Teilnahme an einer Fördermaßnahme, wenn eine sehr hohe Förderquote bei Mitgliedern der rg (Luftwaffe insgesamt)
- als relative Deprivation bezeichnet, weil als Maßstab die in der rg üblichen Ergebnisse und Zustände herangezogen werden
- Erweiterung durch Runciman (1966):
- relative Deprivation, wenn sich eine Gruppe oder Person im Verhältnis zu einer relevanten Vergleichsgruppe/person benachteiligt fühlt.
- relative Gratifikation, wenn sie sich im Verhältnis hervorgehoben fühlt
- weitere Unterscheidungen hinsichtlich Binnen- und Außengruppe
-Gurr (1970)  : RD ist eine wahrgenommene Diskrepanz zwischen dem, worauf Individuen glauben, einen Anspruch zu haben, und dem, was sie tatsächlich besitzen
Stellen Personen fest, daß sie wahrscheinlich das, worauf sie glauben, einen Anspruch zu haben, nicht erreichen/erhalten, führt dies zu RD.
Dies kann zu Protestverhalten und Rebellion führen, wenn
        a. die Unzufriedenheit nicht nur individuell, sondern kollektiv erlebt wird
        b. eine Ideologie zur Lösung der Unzufriedenheit bereitsteht
        c. Meinungsführer Aktionen organisieren

Bestätigt wurde:
- soziale (fraternale) Deprivation führt eher zu sozialen Aktionen, als individuelle

Personen erhalten Informationen über sich und ihre Umwelt durch den Vergleich mit bedeutsamen anderen Personen
Festinger schränkt dies jedoch auf Fähigkeiten und Meinungen ein

4. Festingers Theorie sozialer Vergleichsprozesse
- zur Bewertung eigener Meinungen und Fähigkeiten vergleichen sich Personen mit anderen Personen
- dabei werden objektive Kriterien gegenüber sozialen Kriterien bevorzugt.
- es gibt ein einseitiges Streben nach Leistungsverbesserung
- Vergleichspersonen sind als ähnlich wahrgenommene
- zur Reduktion von Diskrepanzen bei Meinungen und Einstellungen hat das Individuum unterschiedliche Strategien zur Verfügung

4.1. Motiv nach Bewertung der eigenen Meinung und Fähigkeiten
- "there exists in human organisam a DRIVE to evaluate his opinions and abilities..."Festinger 1954, S.117/zitiert nach Quelle
- Grundlage des Motives ist das Bedürfnis nach richtiger Reaktionseinschätzung in der sozialen Interaktion
- je geringer das Bedürfnis befriedigt (also je unsicherer eine Person ist), umso stärker wird die Vergleichsmotivation ausfallen
    - hier besteht eine Schnittstelle zur Kontrolltheorie (Wunsch des Individuums nach vorhersehbarer, strukturierter Umwelt
        mit kompetentem und wirksamem Eigenerleben)
- Vergleichsinformationen werden dann gesucht, wenn diese für die eigene Einschätzung wichtig sind

4.2. Objektive und soziale Kriterien
- objektive Kriterien: erlauben direkten, intersubjektiv überprüfbaren Vergleich
    - physikalische Messungen (Geschwindigkeit) , psychologische Messungen (Intelligenztest)
- wenn keine objektiven Vergleichsmöglichkeiten gegeben sind, kann ein Zuwachs an Sicherheit nur durch Vergleich mit anderen, relevanten Personen entstehen
- soziale Kriterien: Vergleich zwischen Individuen findet statt, wenn keine objektiven Kriterien verfügbar sind.
- stehen weder oK oder sK zur Verfügung, kann entsprechend Festinger angenommen werden, daß die Kognitionen instabil und unpräzise sind
- dies steigert die Empfänglichkeit für Informationen, die diese Unsicherheit beseitigen kann

MILLER (1977) stellte eine konträre Hypothese auf, die er in einem Experiment überprüfte:
Soziale Kriterien überwiegen vor objektiven Kriterien,
- je attraktiver und wichtiger die Mitgliedschaft in einer Gruppe, für eine Person ist,
- je eher die Person in ihrer interpersonellen Orientierung personen- statt aufgabenorientiert ist

Experiment:
Vpn konnten zwischen zwei Informationen auswählen:
1. eher objektives Kriterium:  erreichte absolute Punktzahl (1-100)
2. eher soziales Kriterium: Rangplatz innerhalb einer Gruppe ohne genaue Punktzahl

Ergebnis: je attraktiver und wichtiger die Bezugsgruppe war, bzw. je personenorientierter die Vpn waren, desto eher wurde das soziale Bewertungskriterium gewählt (also der Rangplatz)

Weiter bestätigt wird dies durch die Ergebisse bei Untersuchungen zum Konformitätsdruck (Veränderung der "objektiven", trainierten Beurteilungen über Bewegungen eines Lichtpunktes durch soziale Kriterien, eben Gruppendruck; hohe Stabilität wird erreicht!) Test:  Moscovici & Faucheux 1972

Experiment von ASCH (1951/1955/1956):
Einfluß von Urteilen andere Personen auf das eigene Urteilsverhalten bei der Beurteilung objektiv meßbarer Größen (Streckenlängen). Wenn Strohleute vor Abgabe der eigenen Beurteilung falsche Vorbewertungen abgeben, folgen die VP diesen Einschätzungen.
Allerdings wurde durch Einfluß einer weiteren konträren Meinung eine schwächere Tendenz festgestellt.

Linton (1954) bedenkt, daß sich der Uniformitätsdruck zwar auf die geäußerten Urteile auswirkt, jedoch die tatsächliche Wahrnehmung vom sozialen Einfluß frei bleiben kann.
Fehlerquote ohne sozialen Konformitätsdruck nur 0,5%, während mit sKd 49%

- daraus folgt: abweichende Meinung anderer löst soziale Vergleichsprozesse aus, die die Urteilsbildung auch dann beeinflußt, wenn objektive Kriterien vorhanden sind
- bei zunehmender Diskrepanz zwischen objektivem Kriterium und sozialem Kriterium steigt die Wahrscheinlichkeit, sich dem Konformitätsdruck zu beugen, also gruppen/vergleichspersonen-adäquate Aussagen zu treffen
- dies dient dazu, Belohnungen zu erhalten, oder Bestrafungen zu vermeiden
- soziale Vergleichsprozesse sind also von erheblicher Bedeutung im Erkenntnisprozess

4.3. Motiv, eigene Fähigkeiten/Fertigkeiten zu verbessern

Fähigkeiten: Grundgesamtheit einer zur Ausführung einer bestimmten Leistung erforderlichen Bedingungen
                    Fähigkeiten werden bis zu einem gewissen Grad ausgebildet und sind dann stabil
Fertigkeiten: setzen sich aus Fähigkeiten  und relevanten Merkmalen (Übung, Leistungsmotivation usw) zusammen
                   Fertigkeiten können gesteigert werden, aber nicht über die Grenzen, die durch die Fähigkeiten gesetzt werden
                   hinaus

- P mit besseren Fertigkeiten können adäquater in der Umwelt agieren und werden somit besser bewertet

Daraus resultiert eine Motivation, die Fertigkeiten zu verbessern.

4.4. Die Ähnlichkeitshypothese
- je größer die Ähnlichkeit zwischen einer Meinung und/oder Fähigkeit der eigenen Person und der einer anderen, umso eher wird diese als Vergleichsperson ausgewählt
- Festinger (1954): durch Vergleich mit ähnlicher Person wird maximale Information bezüglich der Korrektheit der eigenen Meinung und dem Ausmaß der eigenen Fähigkeiten erreicht
Experiment:
Wheeler (1966)
- die meisten Vpn wollen sich mit Personen vergleichen, die einen Rangplatz über oder unter ihr lagen, die also eine ähnliche Leistung gezeigt hatten.
- weiter Untersuchungen zeigen eine Präferenz für den Vergleich "nach oben", dort wurde kein Vergleichswunsch nach unten geäußert
- Goethals & Darley meinen, daß Vergleichspersonen ausgewählt werden, die ähnliche Attribute (Alter, Schulbildung usw)
aufweisen, da dies eine genauere Einschätzung erlaubt
- Personen wählen also nicht eine Person zu Vergleich, die zu einem speziellen Sachverhalt die gleiche Meinung hat, wie sie selbst, sondern diejenige Person, die ihr bezüglich der relevanten Attribute ähnlich ist.
- gestützt wird dies durch Ergebnsise, daß Vpn sich alle mit gleichgeschlechtlichen Vpn verglichen

4.5. Soziale Vergleiche bei Meinungs-und Fertigkeitsdiskrepanzen
- wenn sich Meinungen und Fertigkeiten von denen relevanter Gruppenmitglieder unterscheiden, versucht eine Person, diese Diskrepanzen zu reduzieren.
- dies geschieht durch
    - Änderung der eigenen Position
    - Veränderung der Position der anderen Personen, solange die Person in der Gruppe verbleiben will

Mißlingen diese beiden Strategien
    - verläßt die Person die Gruppe
    - oder wird ausgeschlossen

- die Bemühungen um Diskrepanzreduktion wachsen
    - mit der Relevanz der Meinungen und Fertigkeiten
    - mit der Attraktivität der Gruppe

4.5.1. Meinungsdiskrepanzen
- Uniformitätsdruck: bei anderer Meinung der Gruppenmehrheit Tendenz zur Änderung der eigenen Meinung
- Personen, die annehmen, eine von der Gruppenmehrheit abweichende Meinung zu vertreten, neigen eher dazu, die eigene Meinung zu ändern
- Personen, die annehmen, eine Mehrheitsposition zu vertreten versuchen eher, andere Meinungen zu ändern
- Druck zur Konformität mit Meinungen nimmt mit der Attraktivität der Gruppe zu
    - dabei bestand ein linearer Zusammenhang nur, wenn die Person die Freiheit besaß, die Gruppe verlassen zu können
    - war diese Freiheit eingeschränkt, steigt die Konformitätsbereitschaft bei niedriger und hoher Attraktivität der Gruppe
       gegenüber mittlerer Attraktivität (kurvilinearer Zusammenhang)

4.5.1.1.Minoritäteneinfluß
- konsistent argumentierende Minoritäten können auf die Mehrheitsmeinung wirken

---> vgl. hierzu auch Festingers drei Jahre später erschienene  Theorie der kognitiven Dissonanz

4.5.2. Fertigkeitsdiskrepanzen

- bei Fertigkeitsdiskrepanzen versuchen Personen die eigene Leistung zu steigern
- andere Gruppenmitglieder unterstützen dabei
- Personen, die bereits besonders gute Leistungen vollbringen, wollen noch besser werden, solange die Leistungssteigerung keine negativen Konsequenzen innerhalb der Gruppe befürchten läßt

5. Motive und Strategien bei sozialen Vergleichsprozessen
- um "ähnliche " Personen herausfinden zu können, muß eine Person bereits ein diesbezügliches Entscheidungswissen besitzen - es muß also schon sozialer Vergleich stattgefunden haben.
- Bedürfnis nach vorteilhafter Selbstbewertung
- damit will man sich positiv von anderen Personen abgegrenzt wahrnehmen
-  dies dient dem Selbstwertschutz und der Selbstwerterhöhung
- Vergleich nach oben:
    - bei Annahme gleicher Grundfähigkeiten kann das Individuum die relevanten Attribute suchen, und gezielt verbessern
      (z.B. durch Training)

Dabei
    - muß überhaupt die Möglichkeit bestehen (wahrgenommen werden), die Fertigkeiten zu verbessern
    - muß die Vergleichsdimension so wichtig sein, daß die Anstrengung lohnt
    - darf die erreichte Leistungsverbeserung nicht negativ sanktioniert sein

5.1. Strategien bei Unmöglichkeit der Verbesserung von Fähigkeiten und Meinungen

5.1.1. Wechsel der Vergleichsperson bei bedrohtem Selbstwert (Vergleich nach unten)
- Vergleich mit Personen, deren Gesundheitszustand noch schlechter ist, als der eigene
5.1.2. Wechsel der Vergleichsdimension oder Aufwertung anderer Dimensionen
- er kann zwar besser rechnen und besser reden als ich, aber dafür kann ich besser....
5.1.3. Abwertung der Vergleichspersonen
-  Herabwürdigung besserer Leistungen durch Abwertung z.B. der Rasse
5.1.4. Vermeidung des Vergleichs
- bei wahrgenommener Gefahr der Selbstwertbedrohung wird der Vergleich vermieden
- die Vermeidung negativer Konsequenzen aus einem Vergleich ist offensichtlich wichtiger, als das Bedürfnis nach exakter Selbstbewertung
5.1.5. Vergleich mit Super-Copern
- Vergleich mit Personen nach der Idealvorstellung
- so kann z.B. der Vergleich mit einem unerreichbaren Ziel einen Mißerfolg erklären, ohne daß man das eigene Unvermögen
  bemühen muß  (Haisch)

6. Erweiterungen der Theorie sozialer Vergleichprozesse
- Schachter (1959)
- Schachter nimmt an, daß Vergleiche auch bei Emotionen stattfinden (nicht nur bei Meinungen und Fertigkeiten)
- eine Person, die mit höchst bedrohlichen Situationen konfrontiert wird, weiß diese nicht einzuschätzen, und hat daher das Bedürfnis, sich mit anderen zu vergleichen, die sich in einer ähnlichen Lage befinden
- bekanntestes Experiment:
- nach der Gabe von Adrenalin wurden Vpn mit unterschiedlichen Strohmann-Reaktionen auf Fragen konfrontiert
  - sofern die Vpn keine angemessene Erklärung für ihre Erregung hatten (eben das Adrenalin, angeblich Vitaminpräparat)
    zeigte sich eine tendenziell stärkere Neigung, sich den emotinalen Empfindungen der Strohmänner anzuschließen

--hierzu gibt es einige kritische Punkte inhaltlicher und methodischer Art

Dennoch lassen sich die Ergebnisse als Folge eines sozialen Vergleichprozesses deuten:

Personen, die keine angemessene Erklärung für ihre physiologische Erregung haben, scheinen den Vergleich mit anderen Individuen zu suchen, die sich vermeintlich in der gleichen Situation befinden, um die Angemessenheit der eigenen Emotion zu überprüfen.

7. Temporale Vergleichsprozesse
- Albert 1977
- bislang kaum empirische Untersuchungen
- Bedürfnis nach Aufrechterhaltung der Ich-Identität und des Erlebens intrapersonaler Kontinuität
- zunächst vergleicht also das Individuum die eigene Persönlichkeit zu unterschiedlichen Zeitpunkten
- dabei finden selektive Verzerrungen in der subjektiven Wahrnehmung statt
- anders jedoch bei Fähigkeiten: hier soll die Tendenz bestehen, subjektiv über die Zeit eine Verbesserungen der Fähigkeiten wahrzunehmen

Diese Wahrscheinlichkeit soll unter bestimmten Rahmenbedingungen ansteigen:
- bei rapider Veränderung der Lebensumstände
- bei Lebenslagen mit negativer affektiver Qualität
- in Lebenslagen, die eine Suche nach dem Sinn des Lebens oder Ursache von Veränderungen provozieren

8. Entwicklungsbedingte Veränderungen sozialer Vergleichsprozesse
- Suls e.al. bieten ein Modell an, welches die Veränderungen sozialer Vergleichsprozesse über die gesamte Lebensspanne hinweg beschreibt. Dazu müssen bestimmte kognitive Elemente verfügbar sein, die sich im Verlauf des Lebens entwickeln.

9. Sozialer Vergleich im Rahmen der Theorie der sozialen identität
- Vergleichsmotiv auf der Gruppenebene (bei Festinger: das Individuum)
- dreistufige Vorgehensweise:
    - soziale Kategorisierung
    - Vergleich der kategorisierten Merkmale und Zuordnung zu einer Gruppe
    - positive Abgrenzung der eigenen Gruppe gegenüber einer Außengruppe
- dadurch entsteht eine soziale Identität
- Mitglieder der Ingroup werden positiver wahrgenommen, als Mitglieder der Outgroup
- Suche nach Dimensionen, auf welchen die Ingroup der Outgroup überlegen ist
    (Beispiel: Vergleich Einkommen von Hichschulassistenten mit Akademikern in der Industrie ist negativ,
                    also zieht man die Vergleichsdimension "theoretische Kompetenz" heran)

10. Austauschtheorie
- Thibaut & Kelley (1959)
- Vergleichsniveau (comparison level: Cl) vs. Vergleichsniveau für Alternativen (comparison level for alternatives: CLalt)
- das Vergleichsniveau für Alternativen gibt an, wie gut das Ergebnis der nächsten Alternative ist
- damit kann man erklären, warum Austauschbeziehungen auch beibehalten werden, wenn diese unterhalb des Vergleichsniveaus liegen: sind die Interaktionsergebnisse höher, als die verfügbaren Alternativen , werden bestehende Beziehungen beibehalten.

11. Integratives Konzept sozialer Vergleichsprozesse
- Frey, Dauenheimer, Parge& Haisch
- Annahme, daß grundsätzlich jede Eigenschaft und jeder Zustand Gegenstand des sozialen Vergleiches sein kann
- nach Tajfel (1978/79) variieren soziale Situationen auf einem Kontinuum zwischen eindeutig interpersonalem und eindeutig intergruppalem Verhalten
- dasselbe läßt sich auch für interindividuelles  vs. intergruppales Verhalten annehmen
- zentral ist allen Annahmen, daß Menschen etwas über ihr Selbst erfahren, indem sie sich mit anderen vergleichen
- über ihre soziale Identität erfährt eine Person etwas, wenn sie sich mit einer Gruppe vergleicht
- die Situation determiniert unterschiedliches Verhalten bei der selektiven Informationssuche eines Individuums im Vergleichsprozess
- dies ermöglicht den Wechsel der Vergleichsebene von sozial auf individuell und umgekehrt

11.1. Verhaltensstrategien bei Diskrepanzen
11.1.1. Änderung der eigenen Person
- Maximaler Konformitätsdruck entsteht, wenn die Gruppe die Macht besitzt, Sanktionen zu verhängen, und wenn die betroffene Person diese Sanktion als negativ bewertet
- die Wahrscheinlichkeit der negativen Bewertung von Sanktionen steigt mit der Attraktivität der Gruppe
- die Attraktivität wiederum steigt
    - mit der Immobilität des sozialen Systemes, also wenn keine Alternativgruppen zur Verfügung stehen, die das Bedürfnis
      nach positiver Distinktheit in ähnlicher Weise befriedigen könnten, wie die aktuelle Vergleichsgruppe
    - mit der subjektiven Relevanz der Dimensionen, auf denen die Gruppe positive Distinktheit gegenüber anderen Gruppen
       besitzt
 11.1.2.Veränderung der Position anderer bzw. Behauptung der eigenen Position
- wenn Verbleib in der Gruppe beabsichtigt

Bereitschaft, andere zur Veränderung ihrer Position zu bewegen steigt
    - mit wahrgenommener Erfolgschance für die Veränderung
    - mit wahrgenommener Bedrohung des Selbstkonzeptes bei Änderung der eigenen Meinung
    - mit der subjektiven Sicherheit der eigenen Person
    - mit der sozialen Absicherung der eigenen Person

Sie sinkt mit der wahrgenommenen Wahrscheinlichkeit von negativen Sanktionen durch die Gruppe auf Änderungsversuche, wenn diese Gruppe eine hohe Attraktivität besitzt.

11.1.3. Behauptung der eigenen Person
- Bereitschaft dazu steigt trotz fehlgeschlagener Versuche, andere zu ändern
    - mit hoher Attraktivität von Vergleichsgruppen
    - mit dem Ausmaß der Bedrohung des Selbstkonzeptes

Sie sinkt, je höher die Attraktivität der eigenen Gruppe ist, und je eher die Gruppe in der Lage ist, negative Sanktionen zu verhängen

11.1.4. Verlassen der Gruppe
- wenn das Selbstkonzept durch Änderung der eigenen Position bedroht wäre
- wenn eine äquivalente Alternativgruppe zur Verfügung steht
- wenn Änderung der Position der übrigen Gruppenmitgliedern ausgeschlossen ist

11.1.5.Ausschluß aus der Gruppe
- wenn die Position der Einzelperson die soziale Identität der Gruppe bedroht
- wenn die angenommene Positionsänderungswahrscheinlichkeit der Einzelperson gering eingeschätzt wird
- je geringer die Attraktivität der Einzelperson für die Gruppe ist

Hier besteht eine Schnittstelle zu Befunden von Moscovici:

Personen neigen am ehesten dazu, ihre eigene Meinung zu behaupten, wenn mindestens eine weitere Person dieselbe Meinung vertritt.



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